Die tschechische Laugo Arms Alien ist ein modernes Pistolenkonzept das für den dynamischen Schießsport, allen voran dem IPSC, entwickelt worden ist. Kernelemente sind unter anderem eine extrem niedrige Laufseelenachse, ein gasgebremster Masseverschluss und ein starrer Lauf. Diese Kombination sorgt dafür, dass das Hochschlagverhalten der Waffe sehr gering ausfällt. Wenn dann noch ein trainierter Schütze hinter der Waffe ist, so resultiert dies in extrem schnell durchführbaren Schussfolgen, was bei dem ein oder anderen Match wohl den entscheidenden Vorteil bringt.
Da die Laugo Arms Alien noch recht jung ist, gibt es noch nicht viele Erfahrungen in der breiten Masse. Vor allem wenn es an den Punkt Munition bzw. Wiederladen geht, betreten wir recht neues Terrain. Alleine durch die Tatsache, dass die Laugo Arms Alien einen gasgebremsten Masseverschluss hat, ist so manche „Erfolgs-Ladung“ nicht unbedingt Garant für engste Streukreise. Aus diesem Grund hat sich der IPSC Profi und Laugo Arms Werksschütze Stefan an mich gewendet. Meine Aufgabe bestand in den letzten Wochen darin, zusammen mit Stefan, eine wettkampftaugliche Laborierung für die Laugo Arms Alien zu entwickeln.
Dazu wurden mir von Stefans Sponsor B&B Schießsport Geschosse aus dem Hause Alsa Pro mit 115gr, 124gr sowie 147gr geschickt. Ich selbst bin ja begeisterter Verwender von Maxam Treibladungpulvern und so lag es natürlich auch nah, dass für diese Ladungserprobung selbige Treibladungsmittel genommen wurden. Genauer gesagt habe ich Maxam CSB1, CSB2 sowie CSB3 verwendet. Dazu sind dann noch CCI SP Zünder und Geco Hülsen im Kaliber 9mm Luger verwendet worden.
Da noch keinerlei Basisdaten zur Verfügung stand, musste ich vorab mit einer geeigneten Software die Ladungen simulieren um zu sehen, welche Gasdrücke, Faktor und V0 von der jeweiligen Ladung zu erwarten ist. Hierbei habe ich auf GRTool von Gordon zurückgegriffen. Diese Software gibt es nach wie vor noch kostenlos auf der Webseite von Gorodon zum Download.
Für Stefan waren als Großverbraucher und Wettkampfschütze diverse Punkte besonders wichtig bei einer neuen Laborierung für seine Laugo Arms Alien. Die Ladung musste 100%ig Funktionssicherheit aufweisen (nichts ist schlimmer als ein Klemmer beim Wettkampf), die Ladung muss so kostengünstig wie nur möglich sein, die Ladung muss den Faktor 125 sicher erreichen und wenn möglich noch einen Puffer aufweisen und zu guter letzt sollte die Ladung dann natürlich noch präzise sein.
Ich habe unzählige Ladungsleitern aus den oben genannten Komponenten erstellt. Damit dabei alles so genau wie möglich verläuft, habe ich die Pulverchargen einzeln mit dem elektronischen Pulverfüller von Lyman abgewogen. Der Ladevorgang an sich erfolgte auf meiner Lee Classic Cast, mit der ich privat ebenfalls meine Ladeleitern erstelle, da ich mit dieser Wiederlade-Presse mittlere Stückzahlen recht schnell und genau laden kann.
In zwei Terminen ging es dann zum Test auf eine 50m Schießbahn. Hier zeigte sich schnell, dass die Ladungen mit CSB2, welche extrem präzise auf 25m funktionierten, auf eine Distanz von 50m scheinbar zu wenig „Dampf“ hatten. Die erzielten Streukreise mit den Ladungen basierend auf Maxam CSB2 waren aus der Laugo Arms Alien nicht wirklich berauschend. Das änderte sich aber schlagartig mit dem Einsatz von Maxam CSB3 als Treibladungsmittel. Hier wahren wir in der Lage engste Streukeise mit den 115gr sowie 147gr Geschossen zu erzielen. Die Kontrollgruppe die ich mit meiner HPS auf 50m geschossen hatte, zeigte im übrigen ebenfalls engste Streukreise mit Maxam CSB3 und dem Alsa Pro Geschoss mit 147 gr auf.
Nachdem wir dann die passende Laborierung für die Laugo Arms Alien gefunden hatte, ging es an den richtig spaßigen Teil. Ich konnte die Laugo Arms Alien auf dem 25m Stand des Schützenvereins ausgiebig testen. Als Linksschütze mit großen Händen musste ich dazu meinen gewohnten Griff ein wenig korrigieren, damit ich nicht das Auswurffenster der Waffe mit Teilen der Hand verdecke und damit eine Störung provoziere. Mit modifizierten Anschlag konnte ich aber dann alle Vorteile der Laugo Arms Alien auskosten und innerhalb kürzester Zeit Stahl- und Papierziele beschießen. Die Waffe lag dabei wie ein Brett und ermöglichte es mir schneller als je zuvor meine Ziele zu beschießen. Das Projekt war extrem zeitaufwendig und hat recht viel Budget verschlungen; es hat zum Ausgleich aber auch jede Menge Spaß gemacht und hat mich als Wiederlader mal wieder richtig gefordert.
Hier mal einige Impressionen in Form eines Videos…